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Wer ist eigentlich…? – Episode 1: Dimitri Payet

Xavier Naltchayan

3'

Heute starten wir mit einer Rubrik, in welcher wir euch Spieler (und vielleicht auch Trainer – warum nicht?!) vorstellen wollen, bei denen sich viele fragen: Wer ist das eigentlich?

Daher fragen wir uns heute: Wer ist eigentlich Dimitri Payet?


 

Jeder von uns, ob man sich nun viel oder wenig für Fußball interessiert, kennt das; während man zusammen mit Freunden Fußball schaut, Bier trinkt, über Taktiken und Spielerkünste diskutiert und dabei dem Spiel folgt, gibt es immer jemanden der diese Frage in den Raum wirft. Frankreich – Rumänien war so ein Spiel. Der Kommentator brachte die ein oder anderen interessanten Spieler dem Zuschauer näher, viele davon in der Tat erwähnenswert. Vielleicht auch für viele Zuschauer neu. Und sicherlich hätten es einige verdient gehabt der erste dieser Rubrik zu werden. Doch es gab diesen einen herausragenden Dribbelkünstler, der Spieler, der allen anderen die Show stahl und immer mehr Hauptbestandteil unserer Diskussion wurde.

Sein Name: Dimitri Payet.

Fußball-Gespräche wechseln oft von einem Thema zum anderen. Von einer Mannschaft zur nächsten. Von einem Spieler zu seinem Teamkollegen oder Gegenüber. An diesem Abend sah es eher so aus: „Wo spielt er?“, „Wie heißt der nochmal?“, „Wer vermisst da Ribéry?“ – spätestens jetzt war klar, Payet hatte nicht nur die Sympathie der Zuschauer gewonnen, sondern auch ein ordentliches — oder besser gesagt überragendes —Talent an den Tag gelegt. Ja, natürlich, das erste Spiel einer Europa-Meisterschaft im eigenen Land vor Millionen von Zuschauer gibt nochmal eine zusätzliche Motivation. Die meisten profitieren davon in dem sie über sich selbst hinauswachsen. Doch das was die Nummer acht der Franzosen da ablieferte war mehr als der eigene Patriotismus. Es war das Sich-selbst-und-der-Welt-beweisen. Es war die Reife die mit der Geduld kommt. Es war das perfekte Spiel. Eine perfekte Flanke als Torassist für seinen Mannschaftkollegen Olivier Giroud und ein perfekter Schuss fast aus dem Stand kurz vor Schluss brachte Frankreich den Sieg.

 

Nun ist es in der Regel so, dass ein Fußballer nicht erst zu einem großen Turnier das Fußball spielen lernt. Meistens ist dem eine starke Leistung im Laufe der Saison vorangegangen. Immerhin wird nicht jeder in die Nationalmannschaft berufen und in die Startelf einer Mannschaft wie Frankreich schon gar nicht. Hier sind wir normalerweise große Namen gewohnt. Payet hingegen ist ein 29jähriger Spieler aus der englischen Premier League und spielt bei keinem der namhaften Clubs. Er steht derzeit bei West Ham United unter Vertrag, die ebenfalls eine starke Saison hinter sich haben und sich als siebter der obersten englischen Fußballklasse für die UEFA Europa League qualifiziert haben. Ein kurzer Blick auf die Statistiken der vergangenen Spielzeit zeigt wer maßgeblich dafür verantwortlich war.

Hier sind Payet’s Zahlen:

30 Spiele in der Premier League 2015/16.

In 15 dieser Spiele ging er als Sieger vom Platz.

9 Tore und 12 Assists.

Insgesamt 21 Treffer für die er mitverantwortlich war.

Und um das ganze abzurunden:

6 Spiele im FA Cup.

3 Tore und 2 Assists.

Während des Wettbewerbs kam West Ham United auf insgesamt 9 Tore.

Es war seine erste Saison beim englischen Verein. Nach fast zehn Jahren französischem Profi-Fußball, mit Stationen in Nantes, Saint-Étienne und Lille, wechselte er letzte Saison von Olympique Marseille auf die Insel und brauchte offensichtlich nicht viel Zeit um sich an den englischen Fußball zu gewöhnen. Seine Karriere in der A-Nationalmannschaft begann im September 2010, jedoch war dazwischen lange Zeit Pause. Erst drei Jahre später durfte er wieder für Frankreich in einem Pflichtspiel auflaufen. Bis Freitag hatte er noch nie an einem großen Turnier teilgenommen und bis zum Start der diesjährigen Europa-Meisterschaft absolvierte er lediglich 19 Spiele für die Équipe.

Er hat lange gewartet und das hat man ihm angesehen. Seine Spielfreude, seine Technik und seine Tränen nach dem 2:1 Treffer haben Bände gesprochen und somit wurde bereits am ersten Tag der Europa-Meisterschaft den Franzosen, und auch allen anderen Zuschauern, ein sympathischer Volksheld präsentiert. Er hat sich nicht nur die Standing Ovation bei seiner Auswechslung in der 90. Minute gegen Rumänien oder die positive Rezession der europäischen Presse verdient, sondern sich auch selbst vor einem größeren Publikum einen Namen gemacht .

Die Frage wird wohl nicht mehr sein müssen wer er eigentlich ist, sondern eher: Wer vermisst da eigentlich einen Ribéry, einen Benzema oder einen Nasri?

(Beitragsbild: Xavier Naltchayan, CC BY-SA 2.0)